Die Gründung der ersten Organisationen

Dadurch, dass an der Namensgebung hauptsächlich die Vertreter der beiden größten Schulen ( Chung Do Kwan und Oh Do Kwan) teilnahmen, fühlten sich die Meister der anderen Stilrichtungen nicht dazu verpflichtet, das neue System zu unterrichten. Sie fühlten sich noch der Korea Kong Soo Do Association verbunden, die während des Korea-Krieges gegründet worden war. Persönliche Animositäten der Meister untereinander führten aber dazu, dass der Versuch, die verschiedenen Stilrichtungen unter Korea Kong Soo Do Association zu vereinigen, fehlschlugen. Hwang Kee, der erste Präsident der Korea Kong Soo Do Association, der den Verband deswegen verlassen hatte, weil er nicht für das Prüfungskomitee berücksichtigt worden war, gründete kurze Zeit später die Korea Tang Soo Do Association und wollte Mitglied der Korea Amateur Sports Association werden. Seine Bemühungen scheiterten allerdings an dem Widerspruch von Yoon Kwe Byung (Ji Do Kwan) und Ro Byung Jik (Song Moo Kwan).

Die Korea Taekwon-Do Association (KTA, gegr. 1959)
Die Uneinigkeit und die persönlichen Differenzen machte sich General Hong-Hi Choi zunutze. Er machte seinen Einfluss auf das Ministerium für Erziehung und die Korea Amateur Sports Association geltend und gründete 1959 die KTA. General Choi gelang es nunmehr, auch die Meister der anderen Stilrichtungen zu dieser Gründungsversammlung zu bewegen. Gleichwohl gab es von Beginn an Unstimmigkeiten über die Namensgebung. Die Mehrzahl der (kleineren) Kwans bestanden auf dem Namen Tang Soo Do, aber die beiden größten Schulen und General Choi selbst setzen den Namen Korea Taekwon-Do Association durch.

Präsident: Hong Hi Choi (Oh Do Kwan)
Vize-Präsident: Bu Hwe Jang (Song Moo Kwan)
Vize-Präsident: Ro Byung Jik (Song Moo Kwan)
Vize-Präsident: Yoon Kwe Byung (Ji Do Kwan)
Director: Hwang Kee (Moo Duk Kwan
und weitere Vertreter von Chung Do Kwan.

Die KTA bestand nur bis April 1960 und brach dann auseinander. Hwang Kee nutzte die Gelegenheit und gründete die Korea Soo Bahk Do Association. Mit der Hilfe eines einflussreichen Politikers gelang es ihm, die Mitgliedschaft in der Korea Amateur Sports Association zu erreichen. Die Mitglieder der KTA erhoben gegen die Anerkennung Widerspruch und waren erfolgreich, weil nicht zwei unterschiedliche Verbände für einen Sport anerkannt werden konnten.

Der Militärpusch von Park Chung Hee am 16.05.1961
Der Militärputsch von Park Chung Hee beeinflusste alle Aspekte des koreanischen Lebens. Taekwon-Do war hier keine Ausnahme. (Anmerkung: Für General Choi endete die militärische Karriere abruppt und er wurde als Botschafter nach Malaysia gesandt). Das Ministerium für Erziehung drängte nunmehr darauf, Taekwon-Do wieder zu registrieren.Aber auch die Sitzung am 12.07.1961 führte wegen der vielen Meinungsverschiedenheiten zu keinem Ergebnis. Eine Lösung des Problems sollte dann endlich durch eine „Vereinigungskonferenz“ gefunden werden. Mehrere Treffen fanden statt und schließlich wurde, trotz Widerstandes Nam Tae Hi’s, am 22.09.1961 die Korea Taesoo-Do Association gegründet. Der erste Präsident wurde Choi Myung Shin.

Die Gründung der International Taekwon-Do Federation (ITF, gegr. 22.03.1966)
Nach seiner Rückkehr aus Malaysia beschwerte sich General Choi darüber, dass der Name Taekwon-Do in Taesoo-Do verändert worden war. Er unternahm jegliche Anstrengungen (sein Einfluss auf viele Lebensbereiche in Korea war immer noch sehr groß), um Taekwon-Do wieder zu etablieren. Im Januar 1965 wurde er der dritte Präsident der Korea Taesoo-Do Association und löste Park Jung Tae ab. Nach langem hin und her und vielen Diskussionen änderte Choi den Namen des Verbandes wieder in Taekwon-Do. Dies wiederum brachte ihm die Feindselikeit vieler Mitglieder ein. Nach einem Jahr wurde Choi dazu gedrängt, den Vorsitz des Verbandes abzugeben, weil ihm nur noch wenige Mitglieder folgen wollten. Schließlich gab General Choi nach. Um nicht zum Spielball des Putschisten Park zu werden und seine Idee eines internationalen Taekwon-Do Verbandes zu verwirklichen, berief er eine Gründungsversammlung ein. Am 22.03.1966 wurde im Choson Hotel in Seoul die International Taekwon-Do Federation (ITF) gegründet. Gründungsmitglieder waren: Arabische Emirate, Italien, Korea, Malaysia, Singapur, Türkei, Vereinigte Staaten von Amerika, Vietnam und West-Deutschland. General Choi Hong-Hi wurde der erste Präsident der ITF und blieb dies bis zu seinem Tod am 15. Juni 2002.

Die Gründung der World Taekwondo Federation (WTF, gegr. 28.05.1973)
Im Januar 1967 wurde Kim Yong Chae der fünfte Präsident der KTA. Es waren seine Verdienste, dass das Wettkampfwesen weiter entwickelt wurde, dass KTA Instruktoren in fremde Länder gesendet wurden und dass ein Hauptdojang gegründet wurde, aus dem später das Gebäude des Kukkiwon entstand. Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass Kim Yong Chae die Hauptarbeit für das Kukkiwon leistete, aber Kim Un Yong die Verdienste dafür zugesprochen bekam. Am 23.Januar 1971 wurde Kim Un Yong zum Präsidenten der KTA gewählt. Park Chung Hee bestimmte den Namen „Kukki-Taekwondo“, welches als Koreas Nationalsport verkündet wurde. Am 30.11.1972 wurde das Kukkiwon eröffnet und im Mai 1973 wurde die erste WTF-TKD-WM dort ausgerichet. Am letzten Tag der Veranstaltung wurde die WTF gegründet.

Die weitere Entwicklung der ITF
Am 03.01.1972 verließ Choi Korea um nach Kanada auszuwandern. Den Sitz der ITF verlegte er nach Toronto, wo er fortan wohnte. Am 4. und 5. Oktober 1974 wurde die erste ITF-TKD-WM in Montreal ausgerichtet. Im Frühjahr 1985 wurde der Sitz der ITF nach Wien verlegt und im selben Jahr wurde das 15-bändige Taekwon-Do Lexikon veröffentlicht. In den Jahren danach verbreitete Choi Hong-Hi sein Taekwon-Do in den ehemaligen Staaten der Sowjetunion, Japan und China. Dass er auch nach Nordkorea ging, um Taekwon-Do zu verbreiten, hat ihm sehr viel Kritik eingebracht. Am 15.06.2002 verstarb General Choi Hong-Hi nach langer, schwerer Krankheit mit 83 Jahren in einem Krankenhaus in Pyongyang.

Anmerkung:

Die von mir zusammengestellte „Geschichte des Taekwon-Do“ (4 Teile) basiert auf der nachfolgend aufgeführten Literatur:
1. Choi, Hong-Hi: Taekwon-Do – Die koreanische Kunst der Selbstverteidigung, Erste Deutsche Ausgabe, 2003
2. Choi, Hong-Hi: Taekwon-Do and I The memoirs of Choi Hong-Hi, the founder of Taekwon-Do, Band 1, Toronto, 2000
3. Choi, Hong-Hi: Taekwon-Do and I The memoirs of Choi Hong-Hi, the founder of Taekwon-Do, Band 2, Toronto, 2000
4. Burdick, Dakin: People and Events of Taekwondo’s Formative Years, Internet: www.indiana.edu, 1996
5. Jung, Koo-Chul: Erziehung und Sport in Korea im Kreuzpunkt fremder Kulturen und Mächte, Sport und Buch Strauß, Köln 1996
6. Won Sik Kang, Kyong Myong Lee: Modern History of Taekwon-Do, Internet: www.martialartsresource.com